Handout zur Vorlesung
Kulturelles I
1. Presse, Hörfunk und Fernsehen (Massenmedien)
Das Grundgesetz garantiert das Recht auf freie und öffentliche Meinungsäußerung und die Freiheit der Presse, des Hörfunks und des Fernsehens.
Aufgabe der Massenmedien: "4. Gewalt" neben Parlament, Regierung und Gerichtsbarkeit.
Wichtige Funktion: Mit ihrem Nachrichten- und Meinungsangebot sollen sie den Bürgern in die Lage versetzen, die Tätigkeit der Parlamente, Regierungen und Verwaltungen zu verstehen und kontrollieren. Also: Hohe Verantwortung der Massenmedien.
Die Presse ist vom Staat unabhängig, vgl. Bundesverfassungsgericht.
Zahlen: 1997: Tagespresse in Deutschland: 25,2 Mio Exemplare (369 Zeitungen)
:4,91 Mio Ex. Sonntagsblätter (7 Stück)
:2 Mio Ex. Wochenzeitungen (26 Stück)
:Uber 14jährige wenden im Durchschnitt 5 Stunden auf, um Zeitung zu lesen (30 Min.), Radio zu hören (2,5 Stunden) oder das Fernsehprogramm zu verfolgen (2 Stunden)
1.1 Die Presselandschaft
Zeitungslektüre beliebt in Deutschland: Zeitungsdichte (Zahl der Zeitungen je 1000 Einwohner: 4. Stelle in der Welt (hinter Japan, der Schweiz und Großbritannien)
Mitte der 60er Jahre: Diskussion über den hohen Grad der Konzentration im Pressewesen. Die Zahl der eigenständigen Zeitungen war in Deutschland von Mitte der 50er Jahre an stetig zurückgegangen:
- Strukturwandel in der Presselandschaft: Wirtschaftlich und technisch führende Verlage konnten in verschiedenen regionalen Märkten ihre Konkurrenten verdrängen. Angst um die Meinungsvielfalt. Ist die Pressekonzentration eine Gefahr für die Pressefreiheit?
- Wenige eigenständige Lokalzeitungen: Überregionale Tageszeitungen mit Anschlußzeitungen.
- Verleger im Mittelpunkt der Kritik: Axel Springer: Springer-Verlag:
- 1/4 der Tageszeitungen
- 90% der Sonntagszeitungen
- 50% der Programmzeitschriften für Radio und Fernsehen
Die meisten dieser Produkte gelten als nicht sehr niveauvoll.
Über zwei Drittel der Zeitungen in D. werden im Abonnement abgesetzt, der Rest im Einzelverkauf. Dies ist der Markt für die Straßenverkaufszeitungen wie die "Bild"-Zeitung (4,4 Mio Ex.) - die auflagenstärkste Tageszeitung.
1.2 Wichtige Presseorgane
Überregionale Zeitungen:
- "Süddeutsche Zeitung" (linksliberal)
- "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) (rechts von der Mitte)
- "Die Welt" ( CDU-nahe) Springer-Verlag
- "Franfurter Rundschau" (linksliberal)
- "die tageszeitung" (taz) (linksalternativ)
Wochenzeitungen:
- "Die Zeit" (linksliberal)
- "Die Woche"
- "Rheinischer Merkur"
- "Wochenpost"
Nachrichtenmagazine:(wöchentlich)
- der "Spiegel" (seit 1947) (Auflage:1.2 Mio Ex.)
- "Focus" (seit 1993) (Auflage 0.5 Mio Ex.)
Sonntagzeitungen:
- "Bild am Sonntag"
- "Welt am Sonntag"
- "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
- in den letzten Jahren sind mehr und mehr regionale Zeitungen dazu übergegangen, siebenmal wöchentlich zu erscheinen.
Besondere Deutschland-Ausgaben ausländischer Zeitungen werden für die in D. lebenden Ausländer angeboten.
Zeitschriftenmarkt (Illustrierte):
Fast unüberschaubar mit über 20 000 Titeln. Beispiele:
- "Stern"
- "Bunte"
- "Brigitte"
- "essen&trinken"
- "Eltern"
- Zeitschriften für Hörfunk- und Fernsehprogramme
Die großen Verlage:
- Springer- Verlag
- Gruppe Süddeutscher Verlag
- Verlag DuMont Schauberg
- Verlagsgruppe der FAZ
- Bauer-Verlag
- Burda-Gruppe
Nachrichtenagenturen:
- Deutsche Presseagentur (dpa)
- Die Allgemeine Deutsche Nachrichtenagentur (ADN)
- Deutscher Depeschendienst (ddp)
- Associated Press (AP)
- Reuter (rtr)
- Agence France Press (AFP)
Gute Zeitungen haben mindestens zwei Dienste abonniert, Rundfunkanstalten bis zu fünf.
In der ehemaligen DDR:
- Das ehemalige Zentralorgan der SED, "Neues Deutschland", wird von der Nachfolgepartei PDS weiter finanziert, seine Auflage sank bis Anfang 1992 allerdings von über 1 Mio. auf 100 000.
1.3 Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen)
- Hörfunk und Fernsehen fallen in die Verantwortung der Bundesländer.
- Bis 1984 gab es nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dann wurden auch private Sender zugelassen.
- Heute gilt das "duale System", d.h. das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern.
- Es gibt (1997) elf öffentlich-rechtliche Sender (Landesrundfunkanstalten). Sie strahlen ein gemeinsames Fernsehprogramm aus, das "Erste Programm", unter dem Namen ARD (=Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands).
- Diese Sender produzieren eigene regionale "Dritte Programme"
- ein weiteres nationales Fernsehprogramm, das "Zweite Programm" wird vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) in Mainz ausgestrahlt. Das ZDF ist eine reine Fernsehanstalt, im Gegensatz zu den anderen Anstalten, die auch Hörfunkprogramme senden.
- Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender: Sicherung der kommunikativen Grundversorgung der Bevölkerung. Bildung, Kultur und Unterhaltung sollen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen
- Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender: Rundfunk-Gebühren und Werbung (20-40%), die aber auf bestimmte Sendeseiten beschränkt ist.
- Finanzierung der privaten Sender: ausschließlich Werbung - rund um die Uhr. Die Folge: Kampf um die Marktanteile: Je mehr Zuschauer ein Sender der Werbekundschaft bietet, um so mehr kann er für eine Minute Werbung verlangen.
- Die Programme der priv. Sender sind billig und bieten im wesentlichen nur Unterhaltung. Unterbrechungen sind das Prinzip, zum Nachdenken bleibt keine Zeit mehr.
- Qualitäts-Fernsehen bleibt die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender.
Private Sender (durch Kabelanschluß oder Satelittenantenne):
- RTL
- RTL 2
- Sat 1
- PRO 7
- Vox
- Super RTL
- Kabel 1
Der Satelitten- und Kabelkanal 3sat wurde 1993 neu geschaffen. Er wird gemeinsam von ZDF, ORF (Österreichischer Rundfunk), SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) und ARD betrieben: Informations- und Kultursendungen
BTX -Bildschirmtext. Mit BTX kann man über die Telefonleitung mit den verschiedensten Anbietern einen Dialog führen. Das reicht vom Abrufen des Börsenberichts bis hin zur Buchung auf dem Girokonto.
2. Freizeit und Sport
"Freizeitgesellschaft": die Deutschen haben durchschnittlich 30 Arbeitstage Urlaub im Jahr: 6 Wochen. Auch: Feiertage, vor allem kirchliche Festtage. Die Zahl der jährlichen Arbeitsstunden ist deshalb in der BRD gegenüber allen anderen Ländern am niedrigsten.
Was machen die Deutschen nun mit ihrer freien Zeit?
Jugendliche: Sport, Disco, Fernsehen
Der Bundesbürger: Familie, Hobbys, Sport (Wandern und Spazierengehen), Fernsehen (abends), Essengehen, Weiterbildung: Sprachen lernen,Tanzen, Yoga, kulturelle Veranstaltungen usw.
Die Hälfte der Deutschen gehört einem oder mehreren Vereinen an: Sportvereine, Kegelclubs, kirchliche Vereine, Gesang- und Schützenvereine, Wander-, Tier- und Naturschutzvereine und nicht zuletzt die Kleingartenvereine.
Feste:
- Kirchliche Feste: Osterfest, Pfingsten und Weihnachten.
- Regionsgebundene Feste: unüberschaubar; Erntefeste, Karneval (Köln), die schwäbisch-alemannische Fastnet, der Münchner Fasching.
- Historische Feste: Oktoberfest in München (geht zurück auf ein Pferderennen anläßlich der Vermählung (Hochzeit) des Kronprinzen im Jahr 1810)
- Weinfeste: Weinlese/Winzerfest an Mosel und Rhein, in Baden, der Pfalz und in Franken
- Gesetzliche Feiertage sind bestimmte kirchliche Feste, außerdem der 1. Mai als "Tag der Arbeit" und der 3. Oktober, "Tag der deutschen Einheit"
Urlaub:
- Reisen: individuell oder in Gruppe, Erholungs- und Aktivreisen, Bildungsreisen. In Europa sind Österreich, Spanien und Italien die beliebtesten Reiseziele; innerhalb D.: Bayern.
Reisemittel: Auto. Folgen: wachsender Verkehr, Staus, Luftverschmutzung, Umweltschäden in Landschaft und Tierwelt. 1954: die Hälfte der Reisenden fuhr mit der Bahn, 25% mit Bus oder Auto. 1995: 10% mit der Bahn, 20% mit dem Flugzeug, mehr als die Hälfte: eigenes Auto.
Massentourismus: Gefahren für Natur und Umwelt:
40 000 Skipisten in den Alpen bringen Waldrodungen und Geländekorrekturen mit sich: gefärhliche Bergrutschen, Lawinenabgängen. Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wirbt für einen "sanften Tourismus", der die Natur schont.
Sport: Sehr beliebt bei Fernsehübertragungen aber auch in 80 000 Sportvereinen (alle im Verband des Deutschen Sportbundes - DSB). Jeder 4. Bundesbürger ist Mitglied in einem Sportverein
Mitgliederstärkster Sportverband: Deutscher Fußball-Bund (DFB): 5,25 Mio. Mitglieder
Der Fußball ist auch Zuschauermagnet bei den Spielen der Profi-Ligen, die jede Woche einige Hunderttausend in die Stadien locken
Internationale Erfolge wie die der Stars Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich haben Tennis zum Volkssport gemacht.
Schumacher, Schiffer
Andere beliebte Sportarten: Golf und Reiten.
![]()